Indie Label Booklet 2019
Der Homo Musicus Labelensis – einer jener prototypischen Musik-Menschen, die als sogenannte Intermediäre unverzichtbare Dienstleistungen für die Musik erbringen und damit dafür sorgen, dass Musik den Proberaumkeller verlässt und zum Hörer gelangt – nennen wir solche Menschen nun Labels, künstlerische Produzenten, Musikmanager, Booking-Agency’s usw.
Das klassische Label, in der Vergangenheit oftmals übel beleumdet wegen kneblerischer Vertragspraktiken, in den Nuller-Jahren von Tim Renner totgesagt, rears jetzt wieder mit heterogenem Leistungsportfolio und unter verschiedener Bezeichnung it’s head. War es ursprünglich nur die „Ausübung des Vervielfältigungs- und Verbreitungs-rechts“, braucht es die Dienstleister der Musikwirtschaft gerade und erst recht auch im digitalen Zeitalter: Einerseits als Filter, der die musikalische Spreu vom Weizen trennt, andererseits als Mädchen für alles vom analogen oder digitalen Vervielfältigen, Artwork, Management, Booking bis hin zur Beantwortung der Fan-Post in den Online-Foren.
Vielleicht nennen wir alles das nicht mehr nur Label, sondern Teil einer umfassenden Dienstleistung in der Ton- und Musikproduktion, aber diese „Labelleistung” ist noch immer ein wesentliches Element der Musikwirtschaft und auch der Onlinevertrieb über Spotify & Co hat das 360°-Dienstleistungspaket der Labels nicht obsolet gemacht.
Dass daneben auch die Schallplatte ein unglaubliches Revival in einer immer größer werdenden Qualitätsnische erfährt, ist auch ein Verdienst von Homo Musicus Label-ensis, der – oft unter Ignoranz der eigenen ökonomischen Bedürfnisse – sich für Musik buchstäblich das Hemd zerreißt. Ohne dieses Engagement wäre das auch nicht möglich, ist doch Musik machen in Österreich und die begleitende Leistung dafür kein ökonomisches Selbst-läuferprogramm und funktioniert oft nur mit hoher Frustrationstoleranz und Selbstausbeutung.
Indie-Labels sind die ersten, die neue Talente erkennen, aufbauen und damit das machen, was die Majors, vor allem in kleinen Ländern kaum mehr machen – nämlich konsequentes Artist und Repertoire. Gerade die Erfolge der österreichischen Musik wären ohne diese Aufbauarbeit nicht denkbar, auch wenn manche der so gehypten Bands dann letztlich doch wieder – wenn sie denn dann groß genug sind – unter dem Mantel eines (meist aus-ländischen Major-) Labels landen.
Indie-Labels sind die „kleinen und feinen unabhängigen Plattenfirmen“ – so hat das Gregor Samsa im letzten Indie-Label-Booklet genannt. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Dr. Werner Mueller
FAMA (Film and Music Austria)